von Michael Thebille

Worauf hatten wir uns da nur eingelassen? Da hatten wir, die Schülerfirma, vor gut einem Jahr den Kaffeebauern in Honduras ein zinsloses Darlehen in Höhe von 5000 € zur Verfügung gestellt, aber wie sicher konnten wir denn sein, das Geld auch zurückzubekommen?

Dann kam auch noch die Jahresprüfung der HanseGenossenschaft durch einen externen Prüfer des Genossenschaftsverbandes. Der meinte auch gleich, wir hätten vielleicht besser von einer Spende mit Rückzahlungsversprechen reden sollen; was hätten wir denn in der Hand, wenn Kolping Honduras nicht zahlen würde?

Und dann kam eine Mail, Rufino Rodriguez sei gerade wieder in Deutschland und würde gern unbedingt die HanseGenossenschaft Warburg besuchen wollen! Um Verständigungsproblemen aus dem Weg zu gehen, baten wir Sophia Löhr aus der 6c, die ihre ersten Lebensjahre in Kolumbien verbracht hat, uns als Dolmetscherin zu helfen – sie hat ihre Sache wirklich großartig gemacht!

Sofia und Rufino

Am Freitag, den 10.5. konnten wir Rufino Rodriguez, den Vorsitzenden des Kolpingwerkes in Honduras mit einer Tasse Kaffee in der Mensa willkommen heißen. Anschaulich erzählte Rufino von der sozialen Situation in Honduras, wo die weitverbreitete Arbeitslosigkeit viele Menschen dazu bringt, sich auf den Weg in Richtung USA zu machen, um dort ihr Glück zu suchen. Wir hören aber gleichzeitig von den Versuchen Donald Trumps, die USA mit Hilfe einer großen Mauer gegen dies Armutsmigranten abzuschotten. Unser Geld konnte dazu beitragen, neue Arbeitsplätze in den Kaffeekooperativen zu schaffen. So konnten einige Bauern neue Perspektiven in ihren Heimatdörfern finden! Andere Gruppen nutzten das Geld, um sich als Biobetrieb zu zertifizieren und die Zwischenzeit überbrücken zu können. Wieder andere hatten Trocknungsanlagen errichtet, um die Kaffeebohnen nach der Ernte länger lagern zu können und nicht an Zwischenhändler verkaufen zu müssen.

Trocknung der Kaffeebohnen

Die 5000 € waren also aufgeteilt in verschiedene Mikrokredite, die den Kaffeebauern jeweils neue Möglichkeiten eröffneten. Von den Banken hätten sie keinen Kredit bekommen, sie hätten auch die Zinsen überhaupt nicht aufbringen können. Und da kamen wir, eine Schülergruppe aus dem fernen Deutschland und vertrauten ihnen das Geld an! Rufino war zuversichtlich, dass alle ihre Kredite ordentlich zurückzahlen könnten und dass er uns in einem Jahr die vereinbarte erste Rate sicherlich zurück überweisen könnte. So wirkt das verliehene Geld doppelt: es hilft, wie erwähnt, den Kaffeebauern und ihren Familien und wir konnten im Gegenzug zum ersten Mal die Erfahrung machen, mit unserem Geld wirklich etwas bewegt zu haben!

Der jüdische Talmud sagt: „Wer auch nur ein einziges Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt!“ – Menschen retten, das tun wir sicherlich nicht mit unseren bescheidenen Möglichkeiten. Aber vielleicht können wir für uns den Satz abändern: „Wer auch nur ein Menschenleben verbessert, der fair-bessert die ganze Welt!“

Versammlung der Kaffeebauern
v.l. Susanne Krekeler, Theresa Dissen (Vorsitzende Schülerfirma), Sophia Löhr, Rufino Rodriguez (Vorsitzender Kolpingwerk Honduras), Michael Thebille