Von Nadine Granziero

Vom 1.-3. April 2019 besuchten 16 SchülerInnen der Q1 und Q2 des HGW in Begleitung ihrer Fachlehrerin Nadine Granziero – gemeinsam mit Lernenden des Marianums und der Sekundarschule sowie Vertretern der Stadtverwaltung – West-Flandern.

Im belgischen Ledegem, der Partnerstadt Warburgs, wurde bereits im Herbst 2018 ein Mahnmal zum Gedenken an den 1. Weltkrieg eingeweiht. Es stellt lebendige Erinnerungskultur dar und intendiert, den Wert von Frieden und Freiheit seinem Betrachter vor Augen zu führen. In diesem Monument befinden sich vier Zeitkapseln mit künstlerischen Werken von SchülerInnen aus Belgien, England, Irland und Deutschland; darunter auch diejenigen von den SchülerInnen des HGW.

Im Rahmen des Besuchs des Mahnmals und des offiziellen Empfangs der Stadt Ledegem erläuterte das Ehepaar Sabine Stein und Peter Vercaemer, die Initiatoren des länderübergreifenden Mahnmals, ausführlich Intention und Umsetzung ihres Projekts.

Die Reisegruppe nutzte – begleitet von ihrer äußerst engagierten und fachkundigen „Reiseführerin“ Frau Sabine Stein – den Aufenthalt in Belgien, um sich mit britischer, belgischer und deutscher Erinnerungskultur in West-Flandern auseinanderzusetzen:

So erfolgte die Teilnahme am „Last Post“, dem Zapfenstreich an der Menenpoort in Ypern. Zum Gedenken an die über 54.000 gefallenen Soldaten Großbritanniens und des Commonwealth, die in den Schlachten um Ypern bis 1917 ohne Grab geblieben sind, wird hier seit 1928 jeden Abend um 20 Uhr von Trompetern der „Last Post“ geblasen. Zu ihrem Gedenken legte auch die Warburger Reisegruppe einen Kranz nieder.

Im Anschluss wurde der britische Soldatenfriedhof „Tyne Cot“ besucht. Mit fast 12.000 beigesetzten Soldaten ist diese Gedenkstätte der größte Friedhof des Commonwealth für alle Kriege weltweit eine traurige Berühmtheit. Unzählige weiße Grabsteine reihen sich auf dem von der Commonwealth War Graves Commission vorbildlich gepflegten Friedhof aneinander. Die Mauer um den Friedhof herum stellt ein Denkmal für rund 35.000 vermisste Soldaten aus dem Vereinigten Königreich dar, die nie gefunden wurden.

Am zentralen „Cross of Sacrifice“ spielten bei Sonnenuntergang zwei Dudelsackspieler die „Highland Cathedral“ und „Ich hatte einen Kameraden“ – Tiefe Betroffenheit und Nachdenklichkeit spiegelten sich in den Gesichtern der Reisenden.

Am folgenden Tag wurde Menen Wald – der größte deutsche Soldatenfriedhof Belgiens – besucht. Hier wurden rund 48.000 Soldaten beigesetzt. Noch während des 1. Weltkrieges legten die Deutschen hier einen Friedhof an. Zwischen 1956-58 wurden die 128 deutschen Soldatenfriedhöfe in Belgien zu vier großen Ruhestätten zusammengelegt. Heute pflegt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge diesen Ort.

Im Flanders Fields Museum in Ypern besuchte die Reisegruppe eine Dauerausstellung zum 1. Weltkrieg. Gräueltaten und  Schrecken des Krieges an der Westfront werden dem Betrachten hier multimedial und lebensecht näher gebracht.

Den Abschluss der dreitägigen Reise bildete der Besuch der Stadt Gent. Dort wurde den deutschen Besuchern anhand der Besichtigung ausgewählter Orte die Auswirkungen und Folgen des 1. Weltkrieges für das Stadtbild vor Augen geführt.  

Das Eintauchen in dieses düstere, schmerzliche Kapitel der europäischen Geschichte und das Auseinandersetzen mit der britischen, belgischen und deutschen Gedenk- und Erinnerungskultur schenkte allen TeilnehmerInnen an der Fahrt wertvolle neue Erkenntnisse. Mitunter ist bei den SchülerInnen des HGW der Wunsch geweckt worden, sich bald erneut auf den Weg nach West-Flandern machen zu wollen, um den Kontakt zur Partnerstadt Ledegem zu intensivieren und das länderübergreifende gemeinsame Erinnern, Gedenken und Mahnen bewusst zu leben und  mitzugestalten.