Sandra Beine. Anna Duurland, Regina Friesen, Marius Rasche, Yannik Zimmer (Q1)

Die Wasserproben, für die folgenden Ergebnisse der Gewässeruntersuchung der Diemel, wurden am Morgen des 12.09.2017 zwischen 7:45 – 9:00 Uhr entnommen. Die untersuchte Gewässerstelle befindet sich am südwestlichen Rande Warburgs in der Nähe der Wasserwerke und wird auch „Kleine Diemel“ genannt. Die Diemel entspringt im Rothaargebirge in Nordhessen und mündet in Bad-Karlshafen in die Weser. Die Länge der Diemel beträgt 110,5 km. Größere Nebenflüsse sind die Twiste und die Hoppecke. Die Diemel wird weder für die Wirtschaft noch in anderer Form genutzt, sie dient hauptsächlich als Naherholungsgebiet.

Um die Gewässergüteklasse bestimmen zu können, wurde die Gewässerstruktur, das Gewässerumfeld, die Wasserqualität, sowie Indikatororganismen mit Hilfe des Saprobienindexsystems untersucht und anschließend ausgewertet.

Im Bereich der Gewässerstruktur und des Gewässerumfeldes schneidet die Diemel gut bis mäßig ab. Die Nutzung der Aue wird auf der südlichen Seite durch ein direkt anliegendes  landwirtschaftliches Feld (siehe Anhang 3) und auf der nördlichen Seite durch einen ca. 20m breiten unberührten Naturrandstreifen beeinflusst. Der Verlauf der Diemel an dieser Stelle wirkt mäßig begradigt und der Uferbewuchs ist durch Brennnesseln, Krautflur und lückigem Weidesaum geprägt. Der Gewässerquerschnitt ist sehr flach und es gibt ebenfalls keine festgelegte Uferlinie, sondern viele Einbuchtungen. Das Strömungsbild weist unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten auf längeren Strecken auf. Ebenfalls sind an der untersuchten Stelle keine Hindernisse zu erkennen und die Gewässersohle ist gleichmäßig, jedoch gibt es unterschiedliche Strukturen auf längeren Strecken am Grund des Flusses.

 

Die Wasserqualität der Diemel ist mit sehr gut bis gut zu bewerten. Es ist ein Geruch, der aber nicht unangenehm riecht, vorhanden. Die Farbe des Wassers ist farblos und klar. Bei näherer Betrachtung der Steine in dem Gewässer ist zu erkennen, dass sich auf der Oberseite eine leichte Algenschicht befindet (siehe Anhang 1) und dass die Steinunterseiten nur in Stillwasserzonen Verfärbungen aufweisen. Auch die Temperatur ist mit 13 °C als sehr gut zu beurteilen.

Die chemischen Messwerte sind durchgehend positiv. Der pH-Wert und der Nitritgehalt sind bestmöglich. Im guten Bereich liegen sowohl der Ammonium- als auch der Nitratgehalt. Aufgrund unbrauchbarer Chemikalien konnte der Ortho-Phosphatgehalt nicht ermittelt werden.

 

Die gefundenen Indikatororganismen deuten ebenfalls auf eine gute Gewässergüte hin. Indikatororganismen sind Organismen, welche an einen bestimmten Verschmutzungsgrad gebunden sind. Durch die jeweilige Art und deren Häufigkeit ließ sich ein Saprobienindex von 1,77 für diese Gewässerstelle ermitteln (siehe Anhang 2).

 

Name der Organismen Häufigkeit Saprobienindex
Eintagsfliegenlarve (Ecdyonurus) III 1,7
Flohkrebs III 2
Köcherfliege (Hydropsyche) II 1,8
Eintagsfliegenlarve (Ephemerella) II 1,4
Eintagsfliegenlarve (Rhitrogena) II 1,6
Eintagsfliegenlarve (Potamanthus) II 2,1

 

II: wenige Exemplare      III: häufig aufgefunden

 

Das Saprobiensystem kann dazu genutzt werden eine Einschätzung über die Belastung des Gewässers nach fäulnisfähigen, biochemisch abbaubaren organischen Stoffen zu geben. Da der durch die Indikatororganismen ermittelte Saprobienindex bei 1,77 liegt, ist die Belastung durch fäulnisfähige Stoffe als mäßig und somit ß-mesosaprob einzustufen. Dadurch kann und darf aber noch nicht eine Gesamteinordnung in eine Güteklasse erfolgen. Denn es gibt noch viele andere sowohl chemische und physikalische wie auch geographische Parameter, von denen der ökologische Zustand eines Gewässers abhängt. Allerdings ist das Endergebnis oft im Bereich des durch das Saprobiensystem gefundenen Ergebnisses.

 

 

Wenn man alle geographischen, chemischen und physikalischen Parameter und den ermittelten Saprobienindex  einbezieht, lässt sich dieser Flussabschnitt, der Diemel, der Güteklasse II zuordnen. Dies stimmt ziemlich genau mit dem Ergebnis vom Saprobiensystem überein.

Allerdings müssen die jeweiligen Bereiche differenziert betrachtet werden. Denn die geographischen Parameter sind zum Teil subjektiv und dadurch von der Gruppe beeinflusst, wo hingegen die chemischen und physikalischen Parameter durch Messungen nachgewiesen wurden.

 

Ein gutes Zeichen, auf den ersten Blick, ist die niedrige Konzentration an Nitrit im Wasser. Dies lässt zunächst darauf schließen, dass genug Sauerstoff vorhanden ist, um das Nitrit zu Nitrat umzuwandeln. Allerdings kann die niedrige Konzentration auch bedeuten, dass zu wenig Sauerstoff vorhanden ist, um das Ammonium überhaupt erst zu Nitrit umzuwandeln. Dafür würde der etwas erhöhte Ammoniumgehalt sprechen, dagegen allerdings der ebenfalls leicht erhöhte Nitratgehalt im Wasser. Daher sollte weiter beobachtet werden, woher der niedrige Nitritgehalt kommt. Dies ist zum Beispiel durch eine Messung des Sauerstoffgehaltes im Wassers möglich.

Aufgepasst muss aber aufgrund der leicht erhöhten Ammonium- und Nitratwerte werden. Hier ist eine weiter Beobachtung ebenfalls ratsam. Denn falls sich zu viel Ammonium im Wasser befindet, könnte dies zu einer Rückreaktion zum giftigen und umweltschädigen Ammoniak führen. Eine andere Erklärung der Werte ist, dass zu wenig von Pflanzen aufgenommen wird (Assimilation), bzw. nicht genug Pflanzen vorhanden sind, um die gesamten Nährstoffe zu verarbeiten. Durch die höheren Werte könnte es ebenfalls zur Eutrophierung kommen, also erhöhtem Pflanzen- und Algenwachstum und daraus stammenden schwerwiegenden Folgen fürs Gewässer, wie zum Beispiel die Bildung von Faulschlamm.

Mineralstoffe können aber auch vom direkt anliegenden Feld gekommen sein. Vor allem, da es am Tag und an den Tagen vor der Untersuchung mehrere Regenschauer gab, wodurch eventuell Dünger, Pestizide und organische Materialien in den Fluss gespült wurden.

 

Eine Lösung bzw. mögliche Verbesserung für den untersuchten Gewässerabschnitt wäre das Erschaffen eines Randstreifens in Richtung des anliegenden Feldes. Dadurch wäre ein Abfluss von schädlichen Stoffen in die Diemel ausgeschlossen und sie bliebe unbeschädigt. Ebenfalls könnte versucht werden den Uferbewuchs positiv zu beeinflussen, sowie die Gewässersohle und das Strömungsbild durch Steine oder verschieden Bodenbeschaffungen zu verbessern. Aber nur soweit, dass andere Organismen nicht beeinträchtigt werden. Ein Risikofaktor ist auch der Mensch. Da der Bereich des Gewässers als Naherholungsgebiet genutzt wird, muss geschaut werden, wie viel Schmutz und Hinterlassenschaften dies mit sich bringt. Falls dies zu stark ist, könnte  der Bereich eventuell gesperrt werden oder Hinweisschilder bzw. Verbote aufgestellt werden. Da aber am Tag der Untersuchungen kein Müll oder sonstiges gefunden wurde, geht davon eher ein geringes Risiko aus.

Insgesamt lässt sich also auch das Renaturalisierungsprojekt, welches dort vorgenommen wurde, zum größten Teil positiv bewerten und kann als recht erfolgreich beurteilt werden. Es sollte aber in Zukunft dennoch mehrfach überprüft werden, damit es nicht zu einer Verschlechterung kommt, welche unbemerkt bleibt.

 

Ein weiterer Aspekt ist noch, dass durch die Regenschauer der Wasserstand der Diemel am Tag der Untersuchung höher als sonst war (siehe Anhang 3/4). Dadurch kann es auch zu Ergebnisunterschieden kommen, im Vergleich zu Messungen, welche an anderen Tagen vorgenommen wurden. Ebenfalls könnte der erhöhte Wasserstand zu einer Veränderung der Fließgeschwindigkeit oder des Strömungsbildes geführt haben. Ob die herausgefundenen Ergebnisse nun dem Standard entsprechen oder nicht, ist nicht möglich gewesen herauszufinden. Daher basieren alle Schlussfolgerungen, Verbesserungsvorschläge und Beurteilungen auf den am 12.09.2017 ermittelten Werten und Beobachtungen.